Für ihre Arbeit zum Thema „Marketing für Non-Profit-Organisationen“ hat sich Lisa Klaas das Bremerhavener Tierheim als Beispiel ausgesucht. Leiter Bernd Schomaker freut das. van veenendaal
Für ihre Arbeit zum Thema „Marketing für Non-Profit-Organisationen“ hat sich Lisa Klaas das Bremerhavener Tierheim als Beispiel ausgesucht. Leiter Bernd Schomaker freut das. Foto: van Veenendaal

Tierheim will neues Image haben

Studentin schreibt Bachelorarbeit über Marketingstrategien für die Einrichtung

Erschienen am 15.01.2017 im Sonntagsjournal der Nordsee-Zeitung 

Von Susanne van Veenendaal

Speckenbüttel. Das Bremerhavener Tierheim braucht ein neues Image. Das findet Bernd Schomaker, Leiter der Einrichtung. Traurige Hunde hinter Gitterstäben, verkorkste Tiere mit Käfigkoller – dieses Bild entspreche nicht den Tatsachen und müsse abgestreift werden. Da trifft es sich gut, dass die Hochschulstudentin Lisa Klaas aktuell an einer Bachelorarbeit über Marketingstrategien arbeitet, die das Tierheim aus der „Mitleidsecke“ holen soll.

 

Ein neues Corporate Design muss her

 

Ein Tierheim, das Marketing betreiben und sich ein neues Corporate Design, sprich ein neues Unternehmenserscheinungsbild, verpassen will – passt das? Ja, meint Lisa Klaas. Die 22-Jährige studiert an der Bremerhavener Hochschule Digitale Medienproduktion. In ihrer Bachelorarbeit beschäftigt sie sich mit Marketing für Non-Profit-Organisationen (NPO) am Beispiel des Tierheims. Non-Profit bedeutet, dass nicht in erster Linie wirtschaftliche, sondern vor allem gemeinnützige Interessen verfolgt werden. Darunter fallen Organisationen wie Wohlfahrtsverbände, Vereine und Stiftungen.

 

Non-Profit-Organisationen und die Angst vor Profitgier

 

„Diese Organisationen stehen schon allein dem Begriff Marketing oftmals negativ gegenüber, weil sie ihn mit Profitgier und Geldmacherei verbinden“, sagt Lisa Klaas. Ein Fehler, wie sie findet. Schließlich müssten auch die NPO für die Öffentlichkeit sichtbar werden, um Spenden einwerben zu können und Ehrenamtliche für sich zu gewinnen. Mit dieser Einstellung rennt sie bei Tierheimleiter Bernd Schomaker offene Türen ein. Der 58-jährige Versicherungsfachmann kommt selbst aus der Wirtschaft und gehört zum Vorstand der Grotelüschen und Weber AG, die im Bereich Unternehmensberatung und Finanzdienstleistung tätig ist. Das Tierheim muss sich seiner Meinung nach ebenfalls als Firma verstehen. „Auch wir müssen Geld erwirtschaften“, sagt er.

 

Mehr Umsatz bedeutet mehr Unabhängigkeit

 

Zum einen, weil die Einrichtung Mitarbeiter beschäftigt, deren Existenz gesichert werden müsse. Zum anderen, um mehr Mittel für die Tiere und deren Vermittlung zur Verfügung zu haben. Mehr Umsatz bedeute aber auch, dass man gegenüber der Stadt weniger in der Bittsteller-Rolle gefangen sei. Lieber heute als morgen möchte er deshalb das Bild vom chronisch armen Tierheim überwinden. Ebenso wie die vorherrschende Meinung, dass in der Einrichtung mitleiderregende, gestörte Geschöpfe ihr Dasein fristen. Erstens gehe es den Tieren in der Wurster Straße zumeist besser, als in ihrem vorherigen Zuhause. Zweitens wolle er bei der Vermittlung nicht auf die Tränendrüse setzen, sondern vielmehr über positive Assoziationen arbeiten – beispielsweise, indem die Rolle von Hund, Katze und Co. als Freizeitpartner betont wird.

 

Förderer sehen teure Werbung nicht gern

 

Im Gegensatz zur freien Wirtschaft könnten NPO aber nicht einfach Marketing betreiben, weiß Schomaker. Schließlich stamme das Kapital aus Spenden und Mitgliedsbeiträgen. Kein Förderer wolle sehen, dass sein Geld für teure Werbung ausgegeben wird, meint Schomaker. Umso mehr freut er sich über das ehrenamtliche Engagement von Lisa Klaas.

Im Dezember vergangenen Jahres fiel der offizielle Startschuss für ihre Bachelorarbeit. Ihr Einsatz für das Tierheim reicht aber weiter zurück. Bereits im Sommer 2015 hatte sie einen neuen Flyer für die Einrichtung an der Wurster Straße erstellt. Zwischen Studentin und Heimleitung gebe es zwar eine Abstimmung, aber „nur in groben Zügen“, unterstreicht Schomaker. Der Studentin solle nicht hineingeredet werden. Nichtsdestotrotz setzt der Leiter Hoffnungen auf die Marketing-Analyse. „Ich könnte mir vorstellen, dass wir sie eins zu eins übernehmen“, sagt er.

 

Umfragen werden online vorgenommen

 

Kern der Bachelorarbeit sind zwei Online-Umfragen. Zum einen wird hierbei die Bekanntheit des Tierheims und seine Wahrnehmung in der Öffentlichkeit ermittelt. Zum anderen erforscht Lisa Klaas, unter welchen Bedingungen sich mögliche Spender und Ehrenamtliche aktivieren ließen. „Viele Leute wissen einfach nicht, dass und wie man sich engagieren kann“, hat die Studentin dabei bereits erfahren. Als Zwischenergebnis sei zudem herausgekommen, dass in vielen Köpfen noch alte Vorstellungen verhaftet seien, die auf frühere Heimleitungen zurückgingen.

 

Unabhängig davon wie viel ihre Analyse bewirken kann, wird ihr eigenes Engagement für das Tierheim mit der Fertigstellung der Bachelorarbeit – Abgabetermin: 22. Februar – nicht enden. Spätestens wenn der Flyer erneuert werden muss, will sie zur Stelle sein.

 

»Das Tierheim muss sich mehr als Firma verstehen.«

 Bernd Schomaker, Tierheimleiter