Erschienen: 29.07.2018 im Sonntagsjournal der Nordsee Zeitung
Von Susanne van Veenendaal
Bremerhaven/Beverstedt. Geschäftiges Knuspern, resolutes Rascheln, eifriges Getrappel – die Meerschweinchen von Martina Lefevre wirken recht beschäftigt. Selbstbewusst flitzen sie durch ihre zum Teil mehrstöckige Gehege, springen auf Holzrampen, treffen sich zu mehreren in ihren Holzhäuschen. Die Nager sind ganz offensichtlich quietschfidel – vor allem, weil sie nicht allein sind. Dieses Glück haben nicht alle ihre Artgenossen, in vielen Haushalten herrscht Einzelhaltung. Leihmeerschweinchen von Martina Lefevre können in solchen Fällen Abhilfe schaffen.
Etwa zehn Nager seien zurzeit im Außendienst, sagt die Hobby-Züchterin. Insgesamt habe sie in den vergangenen Jahren bis zu 40 Tiere in Bremerhaven, im Cuxland und ganz Norddeutschland im Einsatz
gehabt. Leihmeerschweinchen – das mag im ersten Moment etwas kurios klingen. Doch die Miet-Nager erfüllen einen wichtigen Job. Sie helfen quasi, gebrochene Herzen zu heilen. Sie bewahren
verwitwete Meeries – wie sie von Liebhabern gerne genannt werden – vor der Einsamkeit.
Besitzer steht vor Problem
Wie das? Stirbt ein Meerschweinchen, dann hinterlässt dieses oft einen Partner – zumindest, wenn die Tiere zuvor zu zweit gehalten wurden. Der Besitzer steht nun vor einem Problem. „Da
Meerschweinchen absolute Rudeltiere sind, wäre es grausam, das verbleibende Meerie bis zum Rest seines Lebens alleine zu lassen“, erläutert Hobby-Züchterin Martina Lefevre. Der Halter kauft also
ein zweites Tier dazu.
Doch irgendwann segnet einer der Nager – vermutlich der ältere – das Zeitliche. Wieder bleibt ein Schweinchen allein zurück, erneut muss ein Gefährte besorgt werden. „Das Ganze kann somit zu
einer Endlosschleife werden“, weiß die Beverstedterin. Weder der Mensch noch Kaninchen oder andere Kleintiere können einen Meerie-Partner ersetzen, betont sie. Und einfach auf den Tod des
einsamen Schweinchens zu warten, sei auf keinen Fall eine Lösung. Nicht nur, weil es Quälerei sei – zumal dabei bis zu zehn Jahre ins Land gehen könnten. Einzelhaltung sei laut Tierschutzgesetz
schlichtweg verboten, stellt Lefevre klar.
Geborgte Meeries gehen zum Züchter zurück
Was also tun? Ein Leihmeerschweinchen wird dem Tierhalter, wie der Name schon sagt, ausgeliehen. Stirbt das eigene Schweinchen irgendwann, kann das geborgte Meerie dem Züchter wieder
zurückgegeben werden. „Man erhält sozusagen eine Garantie, dass das Tier wieder zurückgenommen wird“, sagt sie. Egal, ob es einen Monat, ein Jahr oder länger dauere. Wer es sich zwischenzeitlich
anders überlegt, könne den Nager auch behalten.
Bevor es zum Leihgeschäft kommt, ist allerdings einiges zu beachten – schließlich geht es um Lebewesen. Punkt eins: Es werden nur Weibchen oder kastrierte Böcke herausgegeben. Das Tier muss nach
der Rücknahme nämlich wieder in ein Rudel integriert werden. Punkt zwei: Die Konstellation muss stimmen. Bei einem Weibchen kann beispielsweise nur ein kastrierter Bock einziehen. „Mädchen und
Mädchen zusammen, das ist auch nicht schön“, erklärt Lefevre. Das gebe zu viel Zickerei.
Ein Kastrat muss bei Weiberwirtschaft dabei sein
Denkbar sei so eine Weiberwirtschaft nur, wenn ein Kastrat mit dabei sei. Zu einem unkastrierten Bock sollte ebenfalls ein Kastrat geschickt werden – aber nicht irgendeiner, warnt sie. Es muss
ein sogenannter Frühkastrat sein. Das heißt, die Tiere sind vor der Geschlechtsreife entmannt worden. „Die benehmen sich dann wie ein Weibchen“, meint die Beverstedterin. Normale Kastraten
hingegen benähmen sich wie normale Böcke. Und das führe zu Streit. „Die kämpfen teilweise bis zum Tod.“
Punkt drei: „Ich möchte wissen, wer der Interessent ist und wie die Tiere dort leben sollen“, sagt sie. Das unterscheide sie beispielsweise auch von einem Vermehrer oder einem Zoogeschäft. „Bei
denen geht es nur ums Geld“, ärgert sie sich. „Es interessiert dort niemanden, wie das Meerschweinchen gehalten werden soll. Die verkaufen einzelne Tiere, hinterfragen nichts und übernehmen
später auch keine Verantwortung“, ist ihre Erfahrung.
Schon oft habe sie erlebt, dass Käufer trächtige oder kranke Nager erhalten hätten. Das sei nicht verwunderlich: Bei den Preisen, die dort gelten, könne niemand eine verantwortungsvolle Haltung
finanzieren, kritisiert sie. „Kein seriöser Hobby-Züchter kann ein Schweinchen unter 25 Euro anbieten“, warnt sie. Alles darunter könne nur auf Kosten des Tierschutzes zustande kommen.
Kontakt zu Martina Lefevre
› Wer mehr über Martina Lefevre, ihre Zucht und ihre Leihmeerschweinchen erfahren möchte, kann sich auf ihrer Internetseite umschauen. Kontakt: Tel. 04747/6414434. www.vomtabensee.de
Auch Kaninchen, Mäuse und Vögel fühlen sich allein
Bremerhaven. Nicht nur Meerschweinchen leiden, wenn sie einzeln gehalten werden. Viele weitere Kleintiere fristen in zahlreichen Haushalten ein einsames Dasein. Laut dem Tierschutz- und
Veterinärdienstes des Landes Bremen ist bei der Haltung von Heimtieren vieles zu beachten. Kaninchen sollten von Anfang an mindestens paarweise oder in Gruppen gehalten werden.
Böcke sind zu kastrieren. Von einer Haltung zusammen mit Meerschweinchen wird abgeraten. Den Tieren sollte täglich Freilauf gegönnt werden. Laufleinen und Geschirre sind dabei tabu.
Mäuse leben üblicherweise in großen Kolonien mit differenzierten sozialen Strukturen und bewohnen Gänge und Höhlen. So sollten die als Heimtiere gehaltenen Mäuse ebenfalls in
Gruppen leben, wobei dringend darauf zu achten ist, dass nur Tiere gleichen Geschlechts oder kastrierte Männchen sich in der Gruppe befinden. Eine fremde Maus kann nur sehr vorsichtig in die
Gruppe integriert werden, da anderenfalls nicht selten tödlich endende Kämpfe die Folge wären.
Wellensittiche und Kanarienvögel sind Schwarmvögel, deshalb sollen sie nur zu mehreren gehalten werden. Der Wunsch nach einem zahmen Vogel rechtfertigt nicht
eine lebenslange Einzelhaft des Tieres. Die Nähe zum Menschen ersetzt in keinem Fall den Vogelpartner. Der Vogelkäfig muss so groß bemessen sein, dass die Tiere kurze Strecken fliegen können,
ohne dabei mit den Flügeln an den Käfigwänden anzustoßen. Darüber hinaus muss den Tieren unter Aufsicht Freiflug gewährt werden. Der Käfig sollte in einer ruhigen Ecke des Raumes, fernab von
Zugfluft, Tabakrauch, Kochdunst und vor Störungen durch Menschen untergebracht sein.
Goldhamster sind nachtaktive Einzelgänger, die keine Artgenossen in ihrem Territorium dulden. Sie verschlafen den Tag in ihren selbst gegrabenen Gängen. Anders als die
Goldhamster leben die Zwerghamster geselliger. Die Tiere haben einen intensiven Bewegungsdrang. (vee)
Kontakt zu Martina Lefevre
› Wer mehr über Martina Lefevre, ihre Zucht und ihre Leihmeerschweinchen erfahren möchte, kann sich auf ihrer Internetseite umschauen. Kontakt: Tel. 04747/6414434. www.vomtabensee.de